Atmung von Neugeborenen: Was ist normal und was nicht?

Feb 01, 2024
Dr. med. Annalena und Lukas Dehé erklären Atmung von Neugeborenen

Du beobachtest dein neugeborenes Wunder und bemerkst, dass seine Atmung anders ist als die von älteren Kindern. Vielleicht fällt dir auch auf, dass es oft nur durch die Nase atmet, außer natürlich, wenn Tränen fließen. In diesem Artikel werden wir gemeinsam die Atmung von Neugeborenen und Säuglingen erkunden. Warum atmet dein Baby schneller? Und ist es normal, dass es nur durch die Nase atmet? Lass uns zusammen die Geheimnisse der kleinen Atemzüge entschlüsseln.

Ab wann atmen Babys normal? In den ersten Lebensmonaten atmen Babys in der Regel hauptsächlich durch die Nase. Die Fähigkeit, auch durch den Mund zu atmen, entwickelt sich im Laufe der Zeit. Ab einem Alter von etwa 3 bis 4 Monaten können Babys beginnen, neben der Nase auch durch den Mund zu atmen. Die normale Atemfrequenz bei Neugeborenen und Säuglingen liegt zwischen 35 und 45 Atemzügen pro Minute. In den ersten Lebenswochen atmen Babys schneller als ältere Kinder und Erwachsene. Diese Entwicklung ist ein normaler Teil des Reifungsprozesses des Atemsystems bei Säuglingen.

Ein neugeborenes beim atmen

Die Atemfrequenz und -muster bei Neugeborenen können Eltern verunsichern. Dieser Artikel definiert, was als „normal“ gilt und beleuchtet die Entwicklung der Babys in diesem Zusammenhang. Erfahre, welche Atemgewohnheiten typisch sind und welche Anzeichen auf Probleme hinweisen können. Der Artikel erläutert zudem potenzielle Atemaussetzer bei Neugeborenen. Ihr erhaltet als Eltern wertvolle Einblicke, um die Atemgesundheit eures Babys besser zu verstehen.

Warum ist die Atmung bei Neugeborenen anders?

Die Atmung von Neugeborenen unterscheidet sich wesentlich von der von Erwachsenen aufgrund ihrer physiologischen Entwicklung, in der sie einen höheren Grundumsatz an Sauerstoff haben. Bei der Geburt atmen Neugeborene schneller. Diese schnelle Atmung ermöglicht eine effiziente Sauerstoffaufnahme, da ihre Lungen noch unreif sind.

Die Atemfrequenzen von Babys können sich während des Schlafs verändern und es ist normal, verschiedene Atemmuster zu beobachten. In der Regel ist die nächtliche Atemfrequenz langsamer als im Wachzustand. Im Verlauf des ersten Lebensjahres entwickelt sich das Atemsystem weiter und die Atemfrequenz stabilisiert sich allmählich. Babys atmen anfangs in der Regel ausschließlich durch die Nase, da dies die Atemluft filtert und befeuchtet. Etwa im Alter von 3 bis 4 Monaten beginnen sie, auch durch den Mund zu atmen.

Die Unterschiede zur Erwachsenenatmung liegen nicht nur in der Atemfrequenz, sondern auch in der Art und Weise, wie Babys ihren Atem regulieren. Die veränderte Atemfrequenz von Neugeborenen, die durch Perioden von schnellen Atemzügen gefolgt von kurzen Pausen gekennzeichnet ist, wird als „periodische Atmung“ bezeichnet. Dieses Muster ist typisch für Säuglinge und stellt eine normale Entwicklungsphase dar.

Es besteht kein Grund zur Besorgnis, solange die Pausen nicht übermäßig lang sind und dein Kind insgesamt ruhig und zufrieden wirkt. Diese unregelmäßige Atmung stabilisiert sich im Laufe der Zeit und wird mit fortschreitender Entwicklung des Atemsystems ausgeglichen.

Wie entwickelt sich die Atmung eines Babys im Laufe der Zeit?

Die Atemmuster eines Babys durchlaufen bemerkenswerte Veränderungen von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr:

  • Neugeborenen-Phase (0–1 Monate): In den ersten Wochen atmet das Baby schneller, mit einer Frequenz von 40 bis 45 Atemzügen pro Minute. Frühgeborene haben eine noch schnellere Atmung zwischen 50 und 70 Atemzüge pro Minute. Periodische Atmung mit kurzen Pausen ist üblich. Die Lunge entwickelt sich weiter und das Baby benötigt mehr Sauerstoff, um die noch frischen Atemwege optimal zu nutzen.
  • Säuglings-Phase (2–6 Monate): Die Atmung stabilisiert sich allmählich und das Baby beginnt, auch durch den Mund zu atmen. Periodische Atmung kann noch vorhanden sein, neigt jedoch dazu, sich zu regulieren. In dieser Phase ist die Lunge besser entwickelt, was dem Baby ermöglicht, mehr Sauerstoff effizient zu verarbeiten.
  • Kleinkind-Phase (6–12 Monate): Die Atemfrequenz nähert sich der von älteren Kindern an und das Atemmuster wird regelmäßiger. Das Kleinkind entwickelt jetzt mehr Kontrolle über seine Atmung und periodische Atmung verschwindet im Allgemeinen. Eine nahezu vollständige Entwicklung der Lunge unterstützt das Kind dabei, mehr Sauerstoff aufzunehmen, um das gesteigerte Wachstum und die erhöhte Aktivität zu unterstützen.

Die Lungenentwicklung bei Babys ist ein kontinuierlicher Prozess, der im Laufe der Zeit fortschreitet. Im Allgemeinen können wir sagen, dass die Lunge eines Babys bei der Geburt zwar funktionsfähig, aber noch nicht vollständig entwickelt ist. Die Entwicklung der Lunge setzt sich nach der Geburt fort und erreicht im Laufe der ersten Lebensjahre wichtige Meilensteine.

Ein entscheidender Schritt ist die sogenannte „Alveolarisierung, bei der sich die Anzahl der Lungenbläschen (Alveolen) erhöht. Diese Strukturen sind für den Gasaustausch entscheidend. Die Alveolarisierung setzt nach der Geburt ein und dauert bis zum Kindesalter an. Erkrankungen können diesen Prozess natürlich beeinflussen. In der Regel ist die Lungenentwicklung gegen Ende der Pubertät weitgehend abgeschlossen.

Sind Atemaussetzer normal?

Atemaussetzer, auch als Apnoe bezeichnet, sind kurze Phasen, in denen dein Baby vorübergehend aufhört zu atmen. Bei Neugeborenen ist es normal, gelegentlich Atemaussetzer zu erleben, insbesondere in Verbindung mit der periodischen Atmung. Diese kurzen Pausen sind in den meisten Fällen harmlos und Teil des natürlichen Entwicklungsprozesses.

Harmlose Atemaussetzer dauern in der Regel nur wenige Sekunden und enden, wenn das Baby wieder zu atmen beginnt. Es ist wichtig zu beachten, dass dies durch die Unreife des Atemzentrums im Gehirn des Neugeborenen steht und im Laufe der Zeit verschwindet.

Jedoch solltest du wachsam sein und zwischen harmlosen Atemaussetzern und möglichen Alarmzeichen unterscheiden. Wenn Atemaussetzer länger als 20 Sekunden dauern, eventuell begleitet von einer Blaufärbung der Lippen oder einer auffälligen Veränderung des Verhaltens, ist eine ärztliche Abklärung notwendig. In solchen Fällen könnte eine ernstere Ursache (Frühgeborenen-Apnoe) vorliegen, die professionelle medizinische Aufmerksamkeit erfordert.

Wie kann ich feststellen, ob mein Baby normal atmet?

Hier sind praktische Tipps, wie ihr als Eltern die normale Atmung eures Babys überprüfen könnt:

  • Atemfrequenz überprüfen: Zähle die Atemzüge pro Minute. Im normalen Bereich atmet dein Baby 35 bis 45 Atemzüge. Langsames Atmen über einen längeren Zeitraum kann ein Alarmzeichen sein.
  • Brustbewegung beobachten: Achte auf gleichmäßige Auf- und Abbewegungen der Brust. Du kannst hierfür auch deine Hand auf die Brust deines Babys legen, um die Brustbewegung durch das Atmen im Brustkorb zu spüren.
  • Auf Geräusche achten: Beachte ungewöhnliche Geräusche während der Atmung. Ein Pfeifen oder Rasseln kann auf eine Atemwegserkrankung oder verengte Atemwege hindeuten.

Diese Tipps ermöglichen dir eine effektive Überwachung. Bei Unsicherheiten oder Auffälligkeiten suche umgehend ärztlichen Rat auf. Wir möchten die Wichtigkeit eines Ersthelfers betonen, um im Notfall richtig handeln zu können. Auf unserer Online-Plattform bieten wir einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys & Säuglinge, um lebensrettende Fertigkeiten zu erlernen.

Wann sollte man sich Sorgen machen und einen Arzt aufsuchen?

Es ist wichtig, auf bestimmte Anzeichen und Symptome zu achten, die einen ärztlichen Besuch erforderlich machen könnten:

  • Anhaltende Atemaussetzer: Atemaussetzer, die länger als 20 Sekunden dauern, sollten ärztlich abgeklärt werden.
  • Blaufärbung der Lippen oder des Gesichts: Eine bläuliche Verfärbung deutet auf mögliche Sauerstoffprobleme wie Sauerstoffmangel im Blut hin und erfordert sofortige Aufmerksamkeit und die Alarmierung des Rettungdienstes.
  • Anstrengung beim Atmen: Wenn dein Baby sichtbar kämpft oder ungewöhnlich angestrengt atmet, ist je nach Ausprägung ein Arztbesuch oder die Alarmierung des Rettungsdienstes angebracht. Bei einer etwas erschwerten Atmung kann oftmals eine harmlose Erkältung dahinterstecken.
  • Abgeflachte Atmung: Eine abgeflachte Atmung kann auf Erkrankungen hinweisen. Eine rechtzeitige ärztliche Abklärung ist angeraten, um die Ursache herauszufinden.
  • Verlangsamte Atmung: Ebenso ist ärztliche Hilfe erforderlich, wenn du eine verlangsamte Atmung bei deinem Kind feststellst.
  • Ungewöhnliche Geräusche: Bestimmte Atemgeräusche wie starkes Rasseln, Pfeifen oder Keuchen können auf Probleme wie Lungenerkrankungen hinweisen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Atemgeräusche alarmierend sind. Viele Babys zeigen normale, nicht besorgniserregende Geräusche wie Schnorcheln, Schnarchen oder auch mal ein Grunzen. Dennoch, wenn du unsicher bist oder Anzeichen von Unwohlsein bemerkst, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen. 

Wie beeinflusst die Schlafumgebung die Atmung eines Babys?

Die Schlafumgebung beeinflusst die Atmung deines Babys maßgeblich. Hier sind wichtige Faktoren und Tipps für eine sichere Schlafumgebung:

  • Rückenlage: Lege dein Baby zum Schlafen auf den Rücken, um das Risiko des plötzlichen Kindstods (SIDS) zu minimieren.
  • Feste Schlafunterlage: Verwende eine feste Matratze in einem sicheren Babybett ohne weiche Materialien, um Erstickungsgefahren zu reduzieren.
  • Eigenes Kinderbett: Lass dein Baby im eigenen Kinderbett schlafen, aber platziere es im elterlichen Schlafzimmer, um eine bessere Überwachung zu ermöglichen.
  • Raumtemperatur: Halte die Raumtemperatur im Schlafzimmer moderat (etwa 18–20 Grad Celsius), um Überhitzung zu vermeiden.
  • Babyschlafsack statt Decke: Verwende einen Babyschlafsack anstelle einer Decke, um die Atmung nicht zu beeinträchtigen.
  • Nichtraucherumgebung: Rauchen in der Nähe des Babys, selbst passives Rauchen, erhöht das Risiko von Atemproblemen.
  • Luftzirkulation: Achte darauf, dass der Schlafbereich gut belüftet ist, um eine gesunde Atemluft zu gewährleisten.

Welche Hilfsmittel gibt es zur Überwachung der Atmung von Babys?

Die Überwachung der Atmung kann besonders sinnvoll sein, wenn es um die Betreuung von Frühgeborenen oder Babys mit bestimmten Erkrankungen geht. Auch für Eltern, die ihr erstes Baby großziehen, kann es beruhigen und Ängste nehmen.

Hier sind einige Hilfsmittel mit ihren Vor- und Nachteilen:

Atemüberwachungsgeräte: Bieten eine kontinuierliche Überwachung der Atemfrequenz und -muster, aber falsche Alarme können auftreten, was zu unnötiger Besorgnis führt. Einige Modelle sind zudem sehr teuer.

Videoüberwachungssysteme/Babyphone: Ermöglichen eine visuelle Überwachung des Babys, inklusive Atembewegungen. Erfassen aber meist nicht alle Atemaussetzer. 

Atmungsmatten: Diese Matten werden unter der Matratze platziert, um Atembewegungen zu überwachen. Einige Eltern finden die Handhabung umständlich und auch hier können Fehlalarme auftreten.

Empfehlungen für Eltern, die zusätzliche Sicherheit suchen:

  • Regelmäßige Kontrolle: Führe regelmäßige Kontrollen der Atemfrequenz und -muster während des Schlafs durch. Vergiss dabei aber nicht deinen eigenen Schlaf.
  • Sichere Schlafpraktiken: Befolge die Richtlinien für sicheres Schlafen, um das Risiko von Atemproblemen zu minimieren.
  • Schlafumgebung optimieren: Gewährleiste eine optimale Schlafumgebung mit einem festen Kinderbett, angemessener Raumtemperatur und guter Belüftung.
  • Erste-Hilfe-Schulung: Erlange Kenntnisse in Erster Hilfe für Babys, um im Notfall schnell und angemessen handeln zu können.

Die Atemgewohnheiten von Neugeborenen, vom ersten schnellen Atemzug bis zur Entwicklung regelmäßiger Muster, sind eine bedeutende Entdeckung für euch als Eltern. Das Verständnis, dass Babys in den ersten Lebensmonaten hauptsächlich durch die Nase atmen und sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, bietet einen Einblick in die natürliche Entwicklung. Unsere Erklärung der Unterschiede in der Atmung während des ersten Lebensjahres und der Blick auf die periodische Atmung haben euch hoffentlich manche Unsicherheiten genommen.

Trotzdem ist es lebenswichtig für euer Kind, dass ihr euch Erste-Hilfe-Praktiken aneignet. Unser Online-Kurs zur Ersten Hilfe für Babys bildet nicht nur in lebensrettenden Fähigkeiten aus, sondern vermittelt die Gewissheit, im Notfall schnell und korrekt handeln zu können, um das Leben des eigenen Kindes zu schützen – noch bevor der Notarzt eintrifft.

Viele Grüße
Eure Annalena

P.S. Bei Fragen und Anmerkungen, schreibt mir, ich freue mich von Euch zu hören! Ihr erreicht mich via E-Mail unter: [email protected]

 

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:
Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin

Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin

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