Die Atmung von Neugeborenen: Alles, was Eltern wissen müssen

Nov 30, 2023
Atmung bei Babys Blogpost mit Annalena Dehé

Neugeborene haben oftmals eine andere Atmung, als du das von Erwachsenen oder älteren Kindern kennst. Sie kann manchmal etwas keuchend, schnaubend oder schnarchend sein. Auch ein leises Knistern oder Rasseln kann auftreten und zeigt im Grunde nur, dass das Atemsystem noch unreif ist. 

Gerade bei Babys fällt auf, dass die Atmung flacher ist. Der Brustkorb scheint sich kaum zu heben und zu senken. Meist kommt dann schon nach kurzer Zeit ein kräftiges Atemholen. Auch zeigen Babys ein schnelles Atmen. Im Vergleich dazu atmen Erwachsene und ältere Kinder viel ruhiger und gleichmäßiger.

Hast du das Gefühl, die Atmung hört sich komisch an oder das Baby hat Probleme Luft zu bekommen, so scheue dich niemals davor einen Arzt zu kontaktieren!

Sofern die Atemgeräusche beim Baby die Atmung nicht beeinträchtigen und nur kurzzeitig zu hören sind, besteht kein Grund zur Sorge. Bemerkst du aber lange anhaltende Atemgeräusche, die sehr laut sind oder hat das Baby gar Atembeschwerden, ist das nicht normal. Im schlimmsten Fall fällt dir eine bläuliche Verfärbung der Haut oder Lippen auf. Dies ist ein untrügliches Anzeichen dafür, dass das Baby zu wenig Sauerstoff bekommt. Nun ist schnelle Hilfe notwendig.

Mit zunehmendem Alter werden die Atemgeräusche auch weniger, da sich das Atemsystem beim Baby noch entwickeln muss. Sofern du dir aber unsicher bist, scheue dich nicht davor, mit einem Arzt zu sprechen.

 

Warum ist die Atmung von Neugeborenen anders?

Es gibt mehrere Aspekte, in denen sich die Atmung von Babys von der Atmung Erwachsener unterscheidet. Die Lunge entwickelt sich mit zunehmendem Alter des Babys und so ändert sich nicht nur die Atemfrequenz, sondern auch das Atemmuster und die Atemtiefe.

Dr. Lukas Dehé erklärt Atmung bei Babys und Atemfrequenz

Zu den physiologischen Unterschieden gehören:

  1. Atemfrequenz: Im Vergleich zu einem Erwachsenen atmet das Baby zwischen 30 und 60 Atemzüge pro Minute. Ein Erwachsener atmet in Ruhe etwa 12 bis 20 Atemzüge pro Minute.
  2. Atemtiefe: Babys haben eine eher flache Atmung im Vergleich zum Erwachsenen. Das ist aber nicht schlimm, da sie das durch die schnellere Atmung kompensieren.
  3. Atemmuster: Gerade Neugeborene atmen oftmals unregelmäßig, mit kurzem Atemstillstand. Beim Erwachsenen kommt dies selten vor.

Schaubild Atemfrequenz Neugeborene und Babys nach Alter

Die Lunge des Babys entwickelt sich schon im Mutterleib und unterläuft während des Wachstums verschiedene Phasen. Diese sind sehr komplex und deshalb dauert es auch seine Zeit, bis sich die Lunge komplett entfaltet hat. 

Folgende Entwicklungsstadien durchläuft die Lunge:

  1. Vor der Geburt: Im Mutterleib ist die Lunge noch mit Flüssigkeit gefüllt und entwickelt sich. Den Sauerstoff erhält der Fötus in dieser Zeit über die Plazenta.
  2. Geburt: Die Flüssigkeit des Neugeborenen entweicht während der Geburt aus der Lunge. Nun macht es seinen ersten Atemzug.
  3. Anpassung der Lunge: Die Lungenbläschen dehnen sich nach der Geburt und beginnen Sauerstoff aufzunehmen. 
  4. Entwicklung der Atemwege: Die Atemwege entwickeln sich jetzt stetig weiter, um den Sauerstoffbedarf und die Belastung der Atmung zu bewältigen. 

 Wie du siehst, leistet der kleine Körper des Neugeborenen schon Großartiges, doch die Organe müssen noch vollständig ausreifen.

Weshalb röcheln Babys im Schlaf?

Typische Atemgeräusche beim Baby sind Röcheln oder auch „Karcheln“ genannt. Diese können verschiedener Natur sein. Nicht immer ist das Geräusch besorgniserregend. Doch warum tritt das „Karcheln“ überhaupt auf?

Das liegt daran, dass Babys Schleim in den Atemwegen produzieren und sich dieser im Rachen sammelt. Dadurch entsteht ein Röcheln. Die Schleimproduktion ist jedoch nicht schlimm, sie ist sogar wichtig. Sie sorgt dafür, dass die Atemwege befeuchtet bleiben, um Staub und Keime abzuhalten.

Bei Babys sind die Atemwege noch eng und klein, weshalb sie auch schneller verstopfen können. Wegen der anderen Anatomie des Rachenbereichs kann sich das Baby auch noch nicht räuspern. Erst mit etwa 5 Monaten wird es diese Funktion erlernen.

Somit ist das Röcheln eigentlich nicht schlimm. Doch es gibt auch Faktoren, die dich aufhören lassen sollten. In diesen Fällen sind die Atemgeräusche beim Baby dann bedenklicher Natur und du solltest etwas unternehmen.

Hat dein Baby neben dem Röcheln auch Atembeschwerden, hustet es viel, hat Fieber oder kommen starke Atemgeräusche hinzu, so musst du handeln. Es kann sein, dass es eine Infektion hat, die behandelt werden muss. Pfeifende Atemgeräusche können nämlich auch auf eine akute Bronchitis oder eine spastische Bronchitis hindeuten. Unbehandelt kann das sogar zu einer chronischen Bronchitis werden.

Welche Rolle spielen Nahrungsmittelallergien bei Atemgeräuschen?

Eine Nahrungsmittelallergie kann nicht nur für Erwachsene belastend sein, schon Babys können darunter leiden und unterschiedliche Symptome zeigen. Eine ganz typische Allergie ist die Kuhmilchallergie, die neben Hautausschlägen, Magen-Darm-Problemen und Unruhe auch zu Atemproblemen führen kann. 

Anzeichen für Allergien sind bei der Atmung zum Beispiel pfeifende Atemgeräusche oder eine keuchende Atmung. Ebenso kann die Atmung schnarchend oder rasselnd sein, weil sich Schleim oder Flüssigkeit in den Atemwegen gesammelt hat. Dies entstehen deshalb, weil die Atemwege aufgrund der Allergie anschwellen und eine Verengung der Atemwege entsteht. 

Im Vergleich dazu sind die Atemgeräusche normal, wenn die Atmung weich und rhythmisch ist. Gelegentliche Atemgeräusche sind ganz normal und nicht schlimm. Dauern sie aber an oder sind stark ausgeprägt, so solltest du mit einem Mediziner sprechen.

Was ist die Frühgeborenen-Apnoe und wie beeinflusst sie die Atmung?

Bei der Frühgeborenen-Apnoe handelt es sich um eine Störung, die oftmals bei Frühgeborenen auftritt. Sie zeichnet sich durch vorübergehende Atempausen oder Atemaussetzer aus. Diese können mindestens 20 Sekunden anhalten und sogar die Herzfrequenz verringern. Ebenso ist sie oftmals von einer Blaufärbung der Haut begleitet.

Warum die Frühgeborenen-Apnoe auftritt, ist noch nicht so ganz klar. Es sind aber vermutlich mehrere Faktoren, die hier zusammenspielen. Das ist zum einen die Unreife des Atemzentrums im Gehirn, eine unreife Atemmuskulatur und eine unzureichende Regulation des Atemrhythmus. Zum anderen hängt es womöglich mit der neuronalen Steuerung der Atmung zusammen. Das Baby wurde zu früh geboren und war noch nicht fertig ausgereift, um die Atmung vollständig allein übernehmen zu können.

In der Regel hat das Baby ganz normale Atempausen, die im Schlaf auftreten oder wenn es sich tief entspannt. Diese sind aber nur kurz. Bei der Frühgeborenen-Apnoe dagegen halten diese Pausen sehr lange an und können lebensbedrohlich sein, da sie zu Sauerstoffmangel im Körper führen. Im schlimmsten Fall auch zum plötzlichen Kindstod. 

Wenn das Baby unter einer Frühgeborenen-Apnoe leidet, ist es wichtig, die Atmung des Kindes medizinisch zu unterstützen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten wie die Atemstimulation, Sauerstofftherapie, Atemüberwachungsgeräte oder sogar spezielle Medikamente. 

Unter keinen Umständen solltest du die Frühgeborenen-Apnoe nur beobachten, sondern gleich mit einem Mediziner sprechen. 

Wie kann man Babys helfen, besser zu atmen?

Die Sicherheit des Babys steht an oberster Stelle, und wenn es um das Thema Atemgeräusche beim Baby geht, kannst du selbst einiges dazu beitragen, um das Atmen zu erleichtern.

  • Lagere das Baby nicht auf dem Bauch, sondern bevorzuge die Rückenlage.
  • Verwende einen Luftbefeuchter, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Das erleichtert das Atmen gerade dann, wenn das Baby eine Erkältung oder Atemwegsprobleme hat.
  • Überschüssigen Schleim kannst du mit einem Nasensauger entfernen.
  • Füttere das Baby in einer möglichst aufrechten Position und lagere es auch so nach dem Füttern für eine gewisse Zeit, um einen Reflux oder ein Verschlucken zu minimieren.
  • Gibt deinem Baby, wenn es unruhig ist, körperliche Nähe. Dies sorgt dafür, dass es leichter atmet.
  • Im Haushalt mit Baby darf auf keinen Fall geraucht werden!

Möchtest du im Umgang mit deinem Kind noch sicherer werden und wissen, wie du im Notfall richtig handelst, so ist ein Erste-Hilfe-Kurs eine sehr gute Option. Der Erste-Hilfe-Online-Kurs von 12minutes zeigt dir viele wertvolle Maßnahmen für den Ernstfall und kann sogar ganz bequem online vor dem Computer erfolgen. 

Welche Rolle spielt der Schlafplatz bei der Atmung von Babys?

Der Schlafplatz des Babys spielt eine tragende Rolle für die Atmung des Kindes. Er kann das Risiko des plötzlichen Kindstodes minimieren und zu einer gesunden Atmung beitragen.

Als Empfehlung gilt:

  • Bevorzuge die Rückenlage, denn die Seitenlage oder Bauchlage kann das Risiko des plötzlichen Kindstodes erhöhen.
  • Achte darauf, dass die Matratze des Schlafplatzes fest ist, damit der Körper nicht einsinkt. Es sollten keine Kissen, Decken, Stofftiere oder andere losen Gegenstände im Bett sein.
  • Das Baby braucht seinen eigenen Schlafplatz und sollte nicht mit den Eltern im Bett schlafen. Ein Bestellbett wäre hier ideal.
  • Rauchen ist in der Umgebung des Babys tabu.
  • Eine Raumtemperatur zwischen 18 und 21 Grad ist ideal. 
  • Verzichte auf eine Decke und nutze lieber einen Schlafsack.

Die Rückenlage wird von Medizinern als die günstigste Lage eingestuft, weil Mund und Nase frei sind. Auch kann sich der Brustkorb so frei entfalten. Damit das Baby die Nackenmuskulatur beanspruchen kann, darf es jedoch, wenn es wach ist, gerne auch auf den Bauch gelegt werden.

Wie sieht ein sicherer Schlafplatz für Babys aus?

Das Baby schläft in seinem eigenen Bett sehr sicher. Es sollte jedoch von allen Seiten ein Gitter oder einen Rand haben, damit es nicht herausfallen kann. Auch ein Beistellbett neben dem Elternbett ist perfekt, wenn du das Baby gerne nah bei dir hast. Wichtig ist nur, dass das Baby allein schläft, damit nicht die Gefahr besteht, es in der Nacht zu erdrücken.

Im Babybett sollten weder Kissen noch Decken oder Stofftiere sein. Alle losen Gegenstände kann sich das Baby über das Gesicht ziehen und daran ersticken.

Du musst das Baby auch nicht warm einpacken, wenn die Raumtemperatur passt. Babys überhitzen sehr schnell. Wenn es friert, so kannst du das an der Haut im Nacken fühlen. Zudem bemerkst du Unruhe, wenn es sich aufgrund der Temperatur unwohl fühlt. Überhitzung jedoch ist eine heikle Sache, da das Baby in diesem Fall meist ruhig bleibt und sich eben nicht meldet.

Über die richtige Schlafposition lässt sich schon seit langer Zeit streiten. Fakt ist aber, dass Studien gezeigt haben, dass Kinder, die in Rückenlage schlafen, seltener an plötzlichem Kindstod gestorben sind. In dieser Position sind das Gesicht und somit die Atemwege frei und es kann gut atmen. 

Geeignete Schlafplätze für Babys sind Gitterbetten, Beistellbetten, Wiegen oder Stubenwagen. Das hängt ganz davon ab, wie viel Geld du investieren möchtest, da sie aus Wiegen und Stubenwagen meist schnell herausgewachsen sind. Auf keinen Fall sollte das Baby aber auf Dauer in einem Kinderwagen, einer Tragetasche oder der Babyschale schlafen. Auch das elterliche Bett ist keine gute Wahl, da es hier erdrückt werden könnte.

Warum ist regelmäßige Überwachung wichtig?

Eine regelmäßige Überwachung kann potenzielle Probleme frühzeitig erkennen und so das Leben des Babys schützen. Die moderne Technologie bietet hierfür zahlreiche Lösungen an, die die Atmung überwachen, die Atemfrequenz erkennen und sogar bei Atempausen oder unregelmäßiger Atmung Alarm auslösen. Du hast die Wahl zwischen Matratzensensoren, tragbaren Monitoren sowie Apps, die über Sensoren mit dem Kinderbett verbunden sind.

12minutes wurde von dem Arztehepaar Dres. med. Annalena und Lukas Dehé ins Leben gerufen und soll werdenden, aber auch erfahrenen Eltern zeigen, welche Maßnahmen im Notfall wichtig sind. Dieses angewandte Wissen soll der Sicherung des Babys oder Kindes bis zum Eintreffen des Rettungswagens dienen. Zudem ist es für Eltern sehr beruhigend zu wissen, wie sie im Notfall richtig reagieren. 

Alles Gute und liebe Grüße
Annalena

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:
Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin

Dr. med. Annalena Dehé, Mutter und Notfallmedizinerin

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