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Putzmittel & Kinder: Prävention und Erste Hilfe bei Vergiftung

Baby Putzmittel

Als Ärzte kommen wir oft  zu Kindern, die versehentlich Reinigungsmittel geschluckt haben. Dies ist für Eltern eine äußerst beängstigende Situation, die leider häufiger vorkommt, als man denkt. Die bunten Flaschen sind für Kleinkinder einfach zu verlockend. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ereignen sich jährlich etwa 10.000 Vergiftungen durch Haushaltsreiniger bei Kindern unter 15 Jahren in Deutschland. 

Was sind die Symptome bei einer Vergiftung mit Reinigungsmitteln?

Häufig ist aber nicht ganz klar, wie viel Reinigungsmittel oder ob überhaupt etwas geschluckt wurde.  

Mögliche Symptome sind sehr breit gefächert und können mit Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Müdigkeit und Unwohlsein beginnen bis hin zu Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand. Manchmal treten erste Symptome auch erst Stunden nach der Aufnahme des giftigen Stoffes auf. 

Was sind die richtigen Maßnahmen bei einer Vergiftung mit Reinigungsmitteln?

In dieser Situation öffnet ihr kurz den Mund eures Kindes und entfernt mit dem Finger eventuelle Reinigungsmittelrückstände aus dem Mund. 

Jetzt verständigt ihr schnellstmöglich den Rettungsdienst und direkt im Anschluss an dieses Telefonat oder bestenfalls durch eine weitere Person gleichzeitig den Giftnotruf. Stellt unbedingt, falls vorhanden, Giftreste oder die Verpackung sicher. 

Es gibt in Deutschland in jedem Bundesland eine eigene Giftnotrufzentrale, die 24h am Tag telefonisch für jedermann erreichbar ist. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Rufnummer um die 19240. Speichert euch am besten heute noch diese Telefonnummer in eure Mobiltelefone ein. 

In der Giftnotrufzentrale werdet ihr ähnlich wie bei einem Anruf beim Rettungsdienst mit diversen Fragen zu eurem Kind empfangen. Es wird dann nach Name, Alter, Gewicht und eventuellen Vorerkrankungen, dem vermeintlich geschluckten Gift oder Medikament oder auch anderen möglichen Giftstoffen, also auch geschluckte Pflanzenteile wie Beeren oder Pilze und nach der mutmaßlich geschluckten Menge. 

Im besten Fall nennt euch der Mitarbeiter des Giftnotrufes sofortige Handlungsempfehlungen und gibt Hilfestellung am Telefon. Er teilt euch also mit, was ihr tun könnt, bis der Rettungsdienst eintrifft. 

Zwei Dinge die ihr bei einer Vergiftung auf keinen Fall tun sollte: 

  1. Fehler: Wasser zu trinken geben
    Wasser bringt Reinigungsmittel zum Schäumen. Das heißt: Die ätzenden Mittel steigen immer höher und blockieren die Luftzufuhr

  2. Fehler: Das Kind zum Erbrechen bringen
    Viele Eltern glauben, dass geschlucktes Putzmittel am besten sofort aus dem Körper hinaus muss und animieren ihr Kind daher zum Erbrechen. Giftige Stoffe zu erbrechen bereitet den Kindern aber oft noch größere Schmerzen als beim Schlucken der Mittel und verätzt die Speiseröhre erneut. 

Das  Bundesinstitut für Risikobewertung hat eine großartige App entwickelt, die sich mit dem Thema Verschlucken von Kleinteilen und Giften auseinandersetzt. Dazu haben wir schon einen Blogartikel veröffentlicht. 

Wie sich Vergiftungen mit Putzmitteln verhindern lassen

Um solche Unfälle zu vermeiden, gibt es verschiedene Optionen. Die erste besteht darin, Putzmittel außerhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren, am besten in verschließbaren Schränken oder Schubladen. Ihr könnt zusätzlich auf ungiftige Reinigungsmittel umsteigen, die sicherer für Kinder sind.


Eure Annalena und Lukas

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Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen Behandlungen, er dient lediglich der Information.


 

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