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Fieberkrampf bei Kindern erkennen, behandeln und vorbeugen

Jun 16, 2023
Fieberkrämpfe bei Kindern: Anzeichen, Behandlung und Prävention

Als Eltern ist es unser größter Wunsch, unsere Kinder gesund und glücklich aufwachsen zu sehen. Doch manchmal werden wir mit Situationen konfrontiert, die uns hilflos und besorgt zurücklassen. Der Moment, in dem dein Kind von einem Fieberkrampf überwältigt wird, ist einer dieser Momente – ein Augenblick, der dein Herz vor Angst schneller schlagen lässt. Doch inmitten dieser Ängste liegt die Kraft des Wissens und der Vorbereitung. Lass uns gemeinsam in das Thema eintauchen, um zu verstehen, wie du die Anzeichen eines Fieberkrampfes erkennst, Erste Hilfe leisten und durch präventive Maßnahmen die Sicherheit und das Wohlbefinden deines Kindes schützen kannst.

 

Wie erkenne ich einen Fieberkrampf? Ein Fieberkrampf ist ein Krampfanfall, der im Zusammenhang mit Fieber bei Kindern auftritt. Typischerweise betreffen Fieberkrämpfe Kinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren. Sie treten häufig bei viralen Infektionen auf. Symptome eines Fieberkrampfes können plötzliche Bewusstlosigkeit, Zucken der Gliedmaßen und Verdrehen der Augen sein. Auch können sich die Lippen und das Gesicht bläulich bis violett verfärben.

In diesem Artikel tauchen wir tief ein, um dir ein umfassendes Verständnis für Fieberkrämpfe zu vermitteln. Wir werden dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Ersten Hilfe geben, effektive Präventionsstrategien und praktische Tipps teilen. Außerdem werden wir einige Mythen und Missverständnisse klären, damit du mit einem ruhigeren Gewissen gewappnet bist.

Warum treten Fieberkrämpfe bei Kindern auf?

Fieber selbst ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Abwehrmechanismus des Körpers gegen Krankheitserreger. Es signalisiert, dass der Körper auf Infektionen reagiert und versucht, die eindringenden Krankheitserreger zu bekämpfen. Die erhöhte Temperatur kann das Wachstum von Viren und Bakterien verlangsamen oder stoppen, da diese sich bei hohen Temperaturen weniger effektiv vermehren können.

Dr. med. Lukas Dehé erklärt, was Fieberkrämpfe sind und was Eltern tun können

Bei einigen Kindern kann jedoch ein plötzlicher schneller Anstieg der Körpertemperatur zu einem Fieberkrampf führen, unabhängig davon, ob das Fieber bereits extrem hoch ist. Ein Fieberkrampf kann schon bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen wie 38 °C auftreten. Virusinfektionen, insbesondere der oberen Luftwege, sind ein ausschlaggebender Risikofaktor. Auch wird diskutiert, dass eine familiäre Veranlagung ebenfalls eine Rolle spielen kann.

Risikofaktoren im Überblick:

  • Positive Familienanamnese für Fieberkrämpfe.
  • Längerer Krankenhausaufenthalt nach der Geburt (länger als 30 Tage).
  • Niedriges Geburtsgewicht des Kindes.
  • Kindesalter unter 18 Monaten.
  • Vorhandensein von Entwicklungsverzögerungen beim Kind.

Wie leistet man Erste Hilfe bei einem Fieberkrampf?

Ein Fieberkrampf kann für Eltern eine beängstigende Situation sein, aber es ist wichtig zu wissen, wie man angemessen reagiert, um dem Kind zu helfen und Ruhe zu bewahren. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Ersten Hilfe bei einem Fieberkrampf.

  1. Versuche ruhig zu bleiben und keine Panik zu verbreiten. Fieberkrämpfe können beängstigend aussehen, sind aber in der Regel nicht lebensbedrohlich.
  2. Polstere dein Kind auf eine weiche Unterlage, um Verletzungen zu vermeiden.
  3. Achte darauf, dass das Kind sich nicht verletzt. Entferne Gegenstände in der Nähe und aus dem Mund.
  4. Lockere enge Kleidung, insbesondere um den Hals, um die Atmung zu erleichtern.
  5. Überwache die Dauer des Krampfanfalls. Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert oder das Kind aufhört zu atmen, rufe sofort den Rettungsdienst. Ebenso beim ersten Fieberkrampf.
  6. Bleibe bei deinem Kind, bis der Anfall vorüber ist. Beruhige es sanft.

Beachte, dass die Erste-Hilfe-Maßnahmen anders als bei Erwachsenen sind und es sinnvoll ist, einen entsprechenden Kurs zu absolvieren, um die Unterschiede zwischen Erste-Hilfe bei Babys und Erwachsene zu kennen. Lerne in unserem einzigartigen OnlinekursErste-Hilfe für Babys und Säuglinge“, wie du in solch einer Situation richtig reagierst.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Wenn ein Fieberkrampf bei deinem Kind auftritt, ist es wichtig zu wissen, wann ärztliche Hilfe erforderlich ist.

Hier sind einige Anzeichen und Situationen, bei denen es ratsam ist, sofort den Notruf zu wählen.

  • Wenn der Krampfanfall länger als fünf Minuten dauert oder sich wiederholt.
  • Wenn das Kind nach dem Krampfanfall nicht wieder vollständig zu Bewusstsein kommt oder Schwierigkeiten beim Atmen hat.
  • Bei Verletzungen während des Krampfanfalls.
  • Beim ersten Auftreten eines Fieberkrampfes.

In jedem Fall sollte nach einem Fieberkrampf, der nicht länger als 5 Minuten anhält, am selben Tag noch ein Arzt aufgesucht werden. Nach einem Fieberkrampf sollte niemals allein mit einem erkrankten Kind im Auto gefahren werden. Es ist wichtig, dass ein weiterer Erwachsener anwesend ist, um im Falle von Komplikationen oder einem erneuten Anfall Unterstützung zu leisten.

Wie kann man Fieberkrämpfe bei Kindern vorbeugen?

Um das Risiko von Fieberkrämpfen bei Kindern zu minimieren, können verschiedene präventive Maßnahmen ergriffen werden. Hier sind einige Strategien und Tipps, die euch Eltern dabei unterstützen können, das Auftreten von Fieberkrämpfen zu reduzieren und die Gesundheit eures Kindes zu fördern. Trotz aller Bemühungen gibt es aber keine sichere Möglichkeit, Fieberkrämpfe gänzlich zu vermeiden.

  • Regelmäßige Überwachung der Körpertemperatur des Kindes, während Zeiten von Krankheiten oder Infektionen.
  • Vermeidung von Überhitzung des Körpers durch angemessene Kleidung und Raumtemperatur.
  • Konsequente Fiebersenkung mit empfohlenen Medikamenten gemäß einem Arzt der Kinder- und Jugendmedizin.
  • Hydratation des Kindes durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, insbesondere während Krankheitsphasen.
  • Kühle Wickel um die Waden können helfen, das Fieber zu senken.
  • Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität an der frischen Luft kann das Immunsystem stärken und das Risiko von Infektionen verringern.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es keine garantierte Methode gibt, um Fieberkrämpfe vollständig zu verhindern. Ihr solltet euch keine Vorwürfe machen, wenn euer Kind wiederholt einen Anfall hat, da Fieberkrämpfe oft unvermeidbar sind und nicht durch mangelnde Fürsorge entstehen.

Welche langfristigen Auswirkungen haben Fieberkrämpfe?

Fieberkrämpfe können für betroffene Kinder und ihre Familien eine beängstigende Erfahrung sein. Obwohl Fieberkrämpfe in der Regel keine langfristigen körperlichen Schäden hinterlassen, können sie dennoch Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben.

Im medizinischen Sinne können Kinder mit wiederholten Fieberkrämpfen langfristige Auswirkungen auf ihre kognitive Entwicklung bekommen. Einige Studien legen nahe, dass diese Kinder ein leicht erhöhtes Risiko für bestimmte Lern- und Verhaltensprobleme haben können, einschließlich eines erhöhten Risikos für Epilepsie.

Eine schwedische Studie ergab, dass von 73 untersuchten Kindern, 25 auffällig in ihrer Entwicklung waren, nachdem sie wiederholt Fieberkrämpfe hatten. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass es sich hierbei um eine kleine Studie handelt und diese einige Lücken aufweist. Beispielsweise gab es keine direkte Vergleichsgruppe und die zweite Befragung war unvollständig. Dennoch unterstreicht dies die Bedeutung einer sorgfältigen Überwachung und Unterstützung von Kindern, die an wiederkehrenden Fieberkrämpfen leiden, um mögliche langfristige Auswirkungen zu erkennen und zu bewältigen.

Für die Vorhersage, ob das Risiko besteht, eine spätere Epilepsie zu entwickeln, muss man zwischen einfachen und komplexen Fieberkrämpfen unterscheiden. Einfache Fieberkrämpfe sind Anfälle, die weniger als 5 Minuten dauern und sich innerhalb von 24 Stunden nicht wiederholen. Bei komplexen oder komplizierten Fieberkrämpfen, die etwa 30 % aller Fieberkrämpfe ausmachen, können verschiedene Formen auftreten. Sie dauern zudem länger als 5 Minuten und treten wiederholt auf (mindestens 2 in 24 Stunden). Das Risiko, später an Epilepsie zu erkranken, liegt bei Kindern mit einfachen Fieberkrämpfen bei etwa 1 %, während es bei komplexen Fieberkrämpfen auf fast 30 % steigt.

Dr. med. Lukas Dehé zu Fieberkrampf

Wie unterstützt man ein Kind nach einem Fieberkrampf?

Nach einem Krampfanfall, der allein wieder endet, kehrt das Bewusstsein deines Kindes zurück. Es kann jedoch noch schläfrig sein und immer wieder kurz einschlafen. Deshalb ist es wichtig, deinem Kind emotionalen Beistand zu leisten und seine Gesundheit weiterhin aufmerksam zu überwachen. 

  • Biete deinem Kind Trost und Sicherheit, indem du bei ihm bleibst.
  • Halte dein Kind liebevoll im Arm und beruhige es, um Ängste zu lindern.
  • Achte darauf, dass dein Kind sich ausruhen kann und sich in einer sicheren Umgebung befindet.
  • Überwache dein Kind sorgfältig, um sicherzustellen, dass es stabil atmet und sich normal verhält.
  • Beobachte dein Kind auf Anzeichen von Müdigkeit, Verwirrung oder anderen ungewöhnlichen Symptomen.
  • Nach jedem Fieberkrampf solltest du dein Kind einem Arzt vorstellen.

In seltenen Fällen ist eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus erforderlich, wenn ein schlechter Allgemeinzustand des Kindes vorliegt und fiebersenkende Medikamente unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden sollen.

Welche Mythen und Missverständnisse gibt es über Fieberkrämpfe?

Es existieren einige Mythen und Missverständnisse rund um Fieberkrämpfe, die eine korrekte Einschätzung beeinträchtigen können. Wir räumen einige häufige Irrtümer auf.

  • Fieberkrämpfe sind gefährlich: Obwohl Fieberkrämpfe beängstigend aussehen können, sind sie in der Regel nicht lebensbedrohlich und auch bleibende Schäden sind sehr selten.
  • Alle Fieberkrämpfe sind gleich: Es gibt unkomplizierte Fieberkrämpfe, aber auch komplizierte Fieberkrämpfe, die unterschiedliche Merkmale und Risiken aufweisen.
  • Fieberkrämpfe werden durch zu hohes Fieber verursacht: Der Auslöser für Fieberkrämpfe ist nicht die Temperatur, sondern eher die Geschwindigkeit, mit der das Fieber ansteigt.
  • Fieberkrämpfe sind ansteckend: Fieberkrämpfe sind keine übertragbare Erkrankung und können nicht von einem Kind auf ein anderes übertragen werden.
  • Fieberkrämpfe sind ein Zeichen für schwerwiegende Erkrankungen: Oft löst ein harmloser Infekt einen Fieberkrampf aus. Sie sind normalerweise ein vorübergehendes Ereignis und stehen im Zusammenhang mit einem fieberhaften Infekt, aber nicht mit einer ernsten Krankheit.

Wir hoffen, dass diese Informationen dir ein besseres Verständnis für Fieberkrämpfe vermitteln konnten und dir dabei helfen, besser darauf vorbereitet zu sein, falls dein Kind jemals einen Fieberkrampf erleben sollte. Es ist von entscheidender Bedeutung, Erste-Hilfe-Praktiken zu erlernen, insbesondere bei Babys, um in Notfallsituationen angemessen reagieren zu können sowie die Sicherheit und das Wohlbefinden deines Kindes zu gewährleisten. Melde dich doch direkt hier an zu unserem Online-Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Säuglinge, um im Notfall bestens vorbereitet zu sein.

Ich hoffe, dieser Beitrag konnte Euch weiterhelfen. Bei Fragen oder Anmerkungen, schreibt mir gerne eine E-Mail an [email protected]

Herzliche Grüße
Euer Lukas

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Dr. med. Lukas Dehé, Vater, Notfallmediziner
Dr. med. Lukas Dehé

Vater und Notfallmediziner

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