JETZT STARTEN

Fieberkrampf bei Babys und Kleinkinder

Kleinkind nach Fieberkrampf auf dem Arm der Mutter

Fieberkrampf bei Babys & Kleinkindern – was ist das und was steckt dahinter?
Ein Fieberkrampf beim eigenen Kind ist erschreckend und unserer Erfahrung nach empfinden Eltern das als sehr bedrohlich. Die gute Nachricht ist, dass die meisten Fieberkrämpfe im Kindesalter nicht lebensgefährlich sind. 

Ein Fieberkrampf ist ein vom Gehirn ausgehender Krampfanfall, der im Rahmen einer fieberhaften Erkrankung auftritt. Das heißt, dass es einfach eine Veranlagung des Gehirns gibt, in einer bestimmten Entwicklungsphase auf Fieber mit Krampfanfällen zu reagieren.

3–5 % aller Kinder erleiden einen Fieberkrampf und besonders häufig kommt das im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren vor, wobei der Häufigkeitsgipfel im zweiten Lebensjahr liegt. Wenn euer Kind schon einen Fieberkrampf hatte, liegt das Wiederholungsrisiko übrigens bei 30–40 %. Bei Auftreten im 1. Lebensjahr sogar bei 50 %.

Wieso es genau bei Fieber zu Krampfanfällen kommt, also die Ursache für einen Fieberkrampf, ist noch nicht bekannt. Allerdings scheint es einen Zusammenhang mit einem sehr schnellen Fieberanstieg zu geben. Manchmal steigt die Körpertemperatur bei Infekten so rasch an, dass erst mit dem Fieberkrampf überhaupt registriert wird, dass das Kind Fieber hat. Es kann also auch das erste Symptom eines Infekts sein und die absolute Höhe des Fiebers spielt eine untergeordnete Rolle. Sprich ein Kind kann auch einen Fieberkrampf haben, wenn die Körpertemperatur sehr schnell von 36,5 auf 38,5 steigt. Oft gibt es auch familiäre Häufungen, also mehrere Familienmitglieder hatten schon einen Fieberkrampf. Am besten klärt ihr mal in eurer eigenen Familie ab, ob schon mal jemand einen Fieberkrampf hatte.

Was sind die Symptome für einen Fieberkrampf?

Fieberkrämpfe können den ganzen Körper betreffen, halbseitig sein oder auch nur einzelne Körperpartien betreffen. Meist kommt es beim Fieberkrampf zu sogenannten generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfällen. Das bedeutet, dass der ganze Körper erst für wenige Sekunden ganz steif wird und dann ein symmetrisches rhythmisches Zucken der Arme und Beine beginnt. Dabei haben die Kinder häufig Schaum vor dem Mund oder speicheln sehr stark.  Außerdem kann es aufgrund des Sauerstoffmangels zu einer Blaufärbung der Haut und Schleimhäute kommen.

Meistens ist das aber nicht lebensbedrohlich, da Fieberkrämpfe häufig nach 2-3 Minuten von selbst aufhören. Dann spricht man auch von einem unkomplizierten Fieberkrampf. In seltenen Fällen hört der Anfall nicht von selbst auf, sondern dauert länger als 15 Minuten und muss durch Medikamente beendet werden, das fühlt sich wie eine Ewigkeit an. 

Nach einem Fieberkrampf sind die Kinder dann für längere Zeit sehr müde und schlafen häufig sogar erstmal. Sie reagieren dann nicht wie gewohnt auf euch. Das ist aber normal, die Kinder werden mit der Zeit immer wacher.

Was sind die richtigen Maßnahmen bei einem Fieberkrampf?

Leider kann man während des Fieberkrampfs nicht viel dagegen tun, außer versuchen die Ruhe zu bewahren und das Kind so hinzulegen, dass es sich nicht verletzen kann. Also entfernt alle harten Gegenstände aus der unmittelbaren Umgebung des Kindes. Jetzt ruft ihr am besten direkt den Rettungsdienst, damit euer Kind schnellstmöglich professionelle Hilfe bekommt.

 Wie immer solltet ihr euer Kind während und nach dem Krampfanfall mit dem ABCDE Schema beurteilen und wenn nötig eingreifen. Wie das genau geht, lernt ihr in unserem Online Erste Hilfe Kurs. Häufig kommt es beim Fieberkrampf zum Beispiel zu einer Verlegung des Atemwegs durch Speichel oder Erbrochenem. Dann müsst ihr dafür sorgen, dass der Atemweg wieder frei wird. Während des Fieberkrampfs aber bitte nicht in den Mund fassen, sondern nur das Kind so halten, dass Speichel oder Erbrochenes abfließen können. Da im Fieberkrampf auch die Kiefermuskulatur unkontrolliert zuckt, könntet ihr euch selbst oder euer Kind verletzen. 

Wenn ihr es schafft, einigermaßen ruhig zu bleiben, wäre es sehr gut, wenn ihr die Dauer des Fieberkrampfs dokumentiert. Ihr könnt einfach die Zeit stoppen oder auch ein Video mit dem Mobiltelefon machen. Das können sich die Profis dann auch gleich anschauen, da ein Fieberkrampf oft schon wieder vorbei ist, wenn der Rettungsdienst ankommt. Bitte nicht während des Fieberkrampfs Fieber messen, um das Kind nicht zu verletzen. 

Was tue ich nach dem Fieberkrampf? 

Nach dem Fieberkrampf legt ihr euer Kind je nach Alter am besten in die Bauchlage oder die stabile Seitenlage und beurteilt es mittels des ABCDE Schemas bis der Rettungsdienst da ist. Auch jetzt solltet ihr besonders auf eine normale  Atmung  achten. Denkt daran, dass es normal ist, dass euer Kind nicht sofort wieder bei Bewusstsein ist und messt Fieber, aber erst nach dem Fieberkrampf. Das Fieber könnt ihr nach dem Krampfanfall mit einem Zäpfchen senken.

Wenn ein Kind zum wiederholten Male einen Fieberkrampf erleidet oder der Anfall länger als einige Minuten dauert, ist die Gabe des Notfallmedikaments Diazepam sinnvoll.

Das verschreibt euch dann eure Kinderärztin oder -arzt und bringt euch die genaue Anwendung bei. In der Regel wird das Diazepam in einer Rektiole sein, das ähnlich wie ein Zäpfchen gegeben wird.

Gibt es Medikamente oder andere Maßnahmen zur Vorbeugung bei Fieberkrampf?

Es gibt kein Mittel, einen erneuten Fieberkrampf zuverlässig zu verhindern, auch nicht durch ständiges Fieber messen oder konsequente Fiebersenkung, weil die Krampfanfälle häufig im Fieberanstieg auftreten und deswegen gar nicht vorherzusehen sind.

Ihr solltet euch daher keine Vorwürfe machen oder euch mit Schuldgefühlen quälen, wenn euer Kind einen weiteren Fieberkrampf erleidet.

Wir wollen mit einem wichtigen Mythos bei Fieberkrämpfen aufräumen:

Ihr solltet eurem Baby oder Kleinkind nichts in den Mund stecken, auch keinen Beißkeil. Auf keinen Fall dürfen Getränke oder Nahrung gegeben werden, denn daran könnte das Kind ersticken. Auch kaltes Wasser ist nicht hilfreich!

Wir hoffen, wir konnten Euch mit dem Artikel zu Fieberkrampf eine gute Übersicht zu dem Thema geben. Mehr Informationen zum Fieberkrampf findet Ihr in Modul 3 unseres Ersten Hilfe Kurses für Babys und Kleinkinder: https://www.12minutes.de/store

Herzliche Grüße

Eure Annalena & Euer Lukas

Dr. med. Annalena Dehé & Dr. med. Lukas Dehé

 —-----

Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen Behandlungen, er dient lediglich der Information.

 


 

Stöbere gern weiter durch unser Magazin und entdecke viele weitere Beiträge rund ums Thema Erste-Hilfe, kritische Notfallsituationen und kleinere Notfälle im Alltag.

Weiter stöbern